Der Entwicklungsverein Kafro e.V und der Unterstützungs- und Entwicklungsverein Arkah e.V waren die Organisatoren der Podiumsdiskussion zum Thema „Identitätssuche zwischen Kulturen“ am 09. Dezember 2017. Diese Podiumsdiskussion begann um etwa 19:00 Uhr und fand im Saal der St. Aphrem und St. Theodoros-Kirche in Gießen statt.
Die Moderatorin des ersten Teils der Podiumsdiskussion, Gabriela Turgay, eröffnete die Veranstaltung und bat Ibrahim Ay vom Entwicklungs- und Unterstützungsverein Arkah, die knapp 200 Besucher über das Ziel des Abends zu informieren. Der Vertreter des Vereins betonte, dass vor allem die Frage, wie die Identität der in Europa lebenden Suryoye einzuschätzen sei, diskutiert werden sollte. Diese Fragestellung nämlich würden sich viele Jugendliche immer wieder stellen.
Danach setzten die speziellen Gäste der Podiumsdiskussion mit Kurzvorträgen das Programm fort.
Dr. Yousef Kouriyhe, Lektor in der Fachrichtung Semitistik an der Freien Universität Berlin, machte den Anfang und erklärte den Ursprung des Namens „Tur Abdin“, die Heimat der Suryoye in der Süd-Ost-Türkei. Er ging auf die verschiedenen Herrscher, unter denen die Suryoye seit Christus lebten, genauer ein und ergänzte, wie sich die Identität bis zur Gegenwart entwickelt hat.
Sanherib Ninos, Historiker, Philosoph und klassischer Philologe sowie Lehrer, beschrieb, aus welchen verschiedenen Säulen eine Identität überhaupt bestehe. Dass Menschen und vor allem Jugendliche, die in der europäischen und aramäisch/assyrischen Kultur gleichzeitig aufwachsen, sich unklar über ihre Identität sind, veranschaulichte der Lehrer über seine Abbildungen.
Einen Einblick über den Verlauf und die Entwicklung der aramäischen Sprache gab Zeki Bilgic, der an der Forschungsstelle für Aramäische Studien an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main aktiv ist. Gleichzeitig ist Bilgic Mitglied und Koordinator der Institution für die aramäische Sprache „NISIBIN“. Er verglich einzelne Abschnitte der aramäischen Sprache miteinander und wies auf die Unterschiede zwischen den Epochen. Zeki Bilgic verdeutlichte die Wichtigkeit der aramäischen Sprache als Hauptbestandteil der Identität der Suryoye.
Die Stadtverbandsvorsitzende der FDP und Ratsfrau der Stadt Delbrück, Roze Özmen, stieg mit den Worten: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ in ihre Rede ein. Özmen zog Parallelen zwischen der Süd-Ost-Türkei und Deutschland und lobte unter anderem die viele Möglichkeiten, die die Suryoye in Deutschland haben, um ihre Identität hier bewahren zu können.
Nach der 15-minütigen Pause las Pfarrer Lahdo Aydin (Pfarrer der Gastgeber-Gemeinde) den Brief des Bischofs Mattias Nayis bezüglich dieser Podiumsdiskussion vor. In diesem Brief kam die Zufriedenheit des Bischofs mit Veranstaltungen solcher Art zum Vorschein, weshalb er es bedauerte, aufgrund terminlicher Gründe nicht teilnehmen zu können.
Im Anschluss führte der Journalist Yawsef Beth Turo die Podiumsdiskussion, an der neben den oben genannten speziellen Gästen noch Lahdo Bozdemir als Organisator des Abends und Vorsitzender des Entwicklungsverein Kafro sowie Ibrahim Ay vom Entwicklungs- und Unterstützungsverein Arkah teilnahmen und die Fragen der Besucher und des Moderators beantworteten. Hierbei hatten die Besucher die Möglichkeit, ihre Fragen gezielt an eine der Personen am Tisch der Podiumsdiskussion zu stellen.
Verschiedene Ansichten und Meinungen wurden zum Thema der Identitätssuche zwischen Kulturen sachlich diskutiert.
Einig sind sich die Gäste über die vielen Möglichkeiten, die in Deutschland ausgeschöpft werden können, da die meisten Suryoye hier sesshaft sind und die Jugendlichen von zum Beispiel Bildung profitieren können. Die Heimat solle jedoch nicht vergessen werden, auch wenn man in Euripa lebt. Die noch in der Heimat lebenden Menschen sollten von hier unterstützt werden, damit die Identität in ihren Wurzeln nicht verloren gehe. Mit diesen Worten schloss der Moderator Yawsef Beth Turo die Podiumsdiskussion, die bei anschließendem Kaffee und Kuchen einen gemütlichen Ausklang fand.