Der Tur-Abdin ist der Heilige Berg der Kirchen aramäischer Tradition: der syrisch-orthodoxen und der syrisch- katholischen Kirche, der Kirche des Ostens und der chaldäischen Kirche und der Maronitischen Kirche. In seiner früheren Bedeutung kann er mit dem Heiligen Berg Athos verglichen werden, doch mit einem Unterschied: Während der Athos eine abgeschiedene Mönchsinsel ist, waren die 80 Klöster des Tur-Abdin den Städten und Dörfern zugeordnet, und der Tur-Abdin ist als christliches Gebiet um fast ein Jahrtausend älter.
Der Tur-Abdin hat aber ebenso große Bedeutung für das aramäische Volk, weil dort im alltäglichen Leben ein aramäischer Dialekt gesprochen wird und älteste Kulturgüter erhalten sind.
Aramäische Sprache und Kulturgüter konnten sich in den Jahrhunderten muslimischer und osmanischer Herrschaft nur halten, weil der Tur-Abdin ein abgelegenes Hochland war, das auch uns im Westen unbekannt blieb. Tur Abdin liegt zwischen dem Tigris und der Grenze zu Syrien im Südosten der Türkei.
Tur Abdin nennt sich dieses Kalksteingebirge, der Berg der Knechte Gottes. Dass dieses Hügelland gute 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegt, wird eindrucksvoll dort deutlich, wo es in Mardin markant zur Mesopotamischen Tiefebene abfällt. Noch 900m höher liegt der uferlos erscheinenden Van-See, umringt vom bis zu 4000m hohen Gebirge.
Die Kulturlandschaft ist überaus vielfältig, das Kulturerbe jedoch aktuell im Erhalt sehr gefährdet. Seit Jahrhunderten leben die Menschen hier in und mit der Natur, haben sich und ihre Siedlungen den natürlichen Gegebenheiten aber auch den politisch-sozialen Herausforderungen angepasst. Derer gibt es bis heute viele…
Wo die Sprache Jesu bis heute gesprochen wird
Der Tur Abdin ist Stätte uralter, faszinierender Geschichte und ein Eckpfeiler des Christentums im Orient. Neben Jerusalem ist es Heiliges Land des Syrisch-orthodoxen Glaubens. Hier wird noch die Sprache Jesu gesprochen, ein aramäischer Dialekt, der als Turoyu bezeichnet wird. Fast jede Stadt und jeder Ort hatte ein eigenes Kloster, viele eine Kirche. Die meisten stehen heute leer, oft liegen sie in Ruinen. Massaker, Zerstörungen und politischer Druck bedrohten und bedrohen dieses reiche kulturelle Erbe und bedingten massive Entvölkerung. Die Menschen gingen dörferweise. Nur ca. 2500 Christen leben heute noch in der Region. Ausgewanderte Christen unterstützen die Daheimgebliebenen heute, sodass einige Klöster in den letzten Jahren durch Spendengelder instand gesetzt und wieder mit Leben erfüllt werden konnten. Diese finanzielle aber insbesondere die ideelle Hilfe und Wahrnehmung durch die internationale Öffentlichkeit macht denen, die im täglichen Leben vor Ort dem politischen Druck standhalten, Mut zu bleiben. Unser sehr intensives Reiseprogramm schließt neben den großen Klöstern auch einige abgelegene und selten gezeigte Anlagen im ländlichen Umfeld von Midyat ein.